JVA Bayreuth: Neue Vätergruppe und Familienberatung gestartet

Eine Inhaftierung wirkt sich nicht nur auf den Inhaftierten selbst, sondern auch auf seine Angehörigen und ganz besonders auf die Kinder aus. Neben vielen anderen Problemstellungen plagt die Inhaftierten oft die Sorge um ihre Familien. Zu diesen Sorgen zählen nicht nur die Aufrechterhaltung des Kontakts zum Partner bzw. zur Partnerin und den Kindern, sondern auch Erziehungsfragen oder die Regelung von Unterhalts- und Sorgerechtsfragen. Um über diese Sorgen und Nöte zu sprechen sowie offene Fragen zu beantworten, gibt es in Bayreuth nun eine Vätergruppe und eine Familienberatung. Die Angebote finden alle zwei Wochen statt und sind für alle interessierten Inhaftierten zugänglich.

Die Familienberatung und Vätergruppe ergänzen die bereits vorhandene Vater-Kind-Gruppe und das Ehe-Seminar in der JVA Bayreuth. Durch den Ausbau der familienorientierten Angebote werden die Empfehlungen der Justizministerkonferenz 2018 wieder ein Stück weiter umgesetzt. Grundlage aller Angebote sind die UN-Kinderrechte.

Vätergruppe

Die Vätergruppe ist ein geschützter Raum, in dem die Inhaftierten die Möglichkeit zum Austausch haben. Zudem soll durch die Gruppe der bestmögliche Kontakt zwischen den inhaftierten Vätern und ihren Kindern ermöglicht werden. Geleitet wird die Gruppe von einer Sozialpädagogin. Neben dem Austausch werden relevante Themen und Inhalte eingebracht. Viele inhaftierte Väter beschäftigt:

  • Wie sage ich meinem Kind, wo ich bin?
  • Wie komme ich in die Vater-Kind-Gruppe?
  • Wie gestalte ich einen Besuch für mein Kind gut?
  • Wie kann ich den Briefkontakt altersgerechter gestalten?

Ziel ist die Väter weiterhin als Elternteile wahrzunehmen und ihnen nicht aufgrund der Inhaftierung ihre Rechte und Pflichten abzusprechen. Denn nach Haftende werden sie weiterhin Vater sein.

Familienberatung

In der Familienberatung werden die Inhaftierten dabei unterstützt, ihre (soziale) Verantwortung gegenüber ihrer Familie wahrzunehmen sowie ihre persönlichen, wirtschaftlichen und sozialen Angelegenheiten zu regeln. Folgende Themenbereiche werden in der Familienberatung besprochen:

  • Erziehungsfragen und Anliegen zur Kommunikation mit dem Kind
  • Unterstützung und Klärung in der Kommunikation mit dem Jugendamt oder anderen relevanten Behörden
  • Unterstützung bei der Klärung von persönlichen Angelegenheiten im Hinblick auf die Familie
  • Verbesserung der familiären Beziehungen zu Eltern, Partnerin und Kindern für ein stabiles Gefüge nach der Haftentlassung
  • Auseinandersetzung mit Zukunftsperspektiven

Bedeutung von Familie für Resozialisierung

Die Inhaftierung eines Elternteils verändert die Familie grundlegend: Unversehens ist ein Elternteil alleinerziehend, für alles allein verantwortlich und AnsprechpartnerIn für nahezu sämtliche Themen. Der inhaftierte Elternteil ist bei bedeutenden Familienereignissen wie Geburtstagen, Weihnachten oder der Einschulung plötzlich nicht mehr dabei.

Die Familie ist einer der wichtigsten Faktoren für eine gelingende Resozialisierung. So kommt den Familien von Strafgefangenen in der Diskussion um ein gutes Übergangsmanagement eine ganz besondere Rolle zu. Untersuchungen zeigen, wie wichtig positive soziale Bindungen für eine Neuorientierung sowie persönliche Entwicklung sind. Daher sind Angebote zur Aufrechterhaltung sozialer und familiärer Bindungen während der Haftzeit von großer Bedeutung.

Netzwerk Kinder von Inhaftierten

Die Vätergruppe sowie die Familienberatung wurde durch die Landesfachstelle Netzwerk Kinder von Inhaftierten Bayern initiiert und wird durch den Treffpunkt e.V. durchgeführt. Die JVA Bayreuth gehört neben der JVA Nürnberg zu den zwei Modell-JVAen der Landesfachstelle Netzwerk Kinder von Inhaftierten Bayern, die Anfang 2023 ihre Arbeit aufgenommen hat. Ziel des Modellprojekts ist die Sicherung der bestmöglichen Entwicklung von Kindern Inhaftierter.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.treffpunkt-nbg.de/bai/