Kleine Stimmen – große Fragen
In den letzten Wochen haben wir Kindern eine Bühne gegeben: mit ehrlichen, direkten und oft überraschenden Fragen rund um das Leben im Gefängnis. Denn Kinder wollen verstehen. Sie fragen ohne Vorurteile, aber mit echtem Interesse.
Unsere Social-Media-Kampagne „Kleine Stimmen – große Fragen“ hat gezeigt: Kinder haben wichtige Gedanken, und ihre Fragen eröffnen neue Perspektiven. Wir haben sie gefragt, uns mit ihnen ausgetauscht und ihre Neugier ernst genommen. Gleichzeitig haben wir die Fragen genutzt, um Mythen aufzuklären und Fakten zu teilen.
Auch unsere Community hat sich beteiligt und diskutiert. Zum Abschluss fassen wir die wichtigsten Fragen und Antworten zusammen:
Wie lang ist eigentlich lebenslang?
„Lebenslang“ heißt in Deutschland oft: mindestens 15 Jahre Haft. Danach kann die Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden – aber nur, wenn keine Gefahr mehr von der Person ausgeht. In besonders schweren Fällen bleibt jemand tatsächlich lebenslang in Sicherungsverwahrung.
Wie viele Menschen sitzen derzeit im Gefängnis?
2024 saßen rund 37.800 Menschen in Deutschland in der Strafhaft. Diese Zahl beinhaltet dabei nur erwachsene Männer und Frauen im Strafvollzug. Menschen, die in U-Haft oder anderen freiheitsentziehenden Maßnahmen, wie z.B. Jugendarrest, untergebracht sind, werden hier nicht gezählt.
Wie viele Inhaftierte sind in den letzten 10 Jahren aus deutschen Gefängnissen ausgebrochen?
In den letzten 10 Jahren gab es insgesamt nur wenige Dutzend erfolgreiche Ausbrüche. In Bayern beispielsweise gab es seit 2014 insgesamt vier Ausbrüche. Von einem Gefängnisausbruch spricht man, wenn es einem Gefangenen gelingt, aus dem durch Mauern und ähnlichen Dingen abgesicherten Bereich des Gefängnisses zu entkommen.
Wenn ich in einer anderen Stadt ein Verbrechen begehe, wo komme ich ins Gefängnis?
Wer in Haft muss, kommt nicht irgendwohin: U-Haft erfolgt am Ort der zuständigen Staatsanwaltschaft, Strafhaft meist in der Region des Verfahrens. In Bayern beispielsweise regelt ein Vollstreckungsplan, welche JVA zuständig ist – gestaffelt nach Haftdauer und Einzugsgebiet.
Diese Fragen zeigen deutlich: Kinder sind neugierig, sie stellen kluge Fragen, die auch gesellschaftlich relevant sind. Eine gemeinsame Aufklärung trägt dazu bei, falsche Vorstellungen zu korrigieren, Stigmatisierung zu begegnen und Wissen über das Strafvollzugssystem zu vermitteln.
Danke, dass Sie Teil unserer Kampagne waren. Und bleiben Sie offen für kleine Stimmen, denn manchmal stellen sie die größten Fragen.