Fachtag Hamburg: „Kinder von Inhaftierten – Gemeinsame Aufgabe von Jugendhilfe und Justiz“
Rund 1.900 Kinder in Hamburg wachsen mit einem inhaftierten Elternteil auf – häufig unsichtbar, stark belastet und ohne ausreichende Unterstützung. Um genau diese Kinder stärker in den Blick zu nehmen, veranstaltete die Landesfachstelle Netzwerk Kinder von Inhaftierten Hamburg am 7. November 2025 einen Fachtag mit dem Titel „Kinder von Inhaftierten – Gemeinsame Aufgabe von Jugendhilfe und Justiz“.
Der Fachtag brachte Fachkräfte aus Jugendhilfe und Justiz zusammen, um die Lebenslagen von Kindern Inhaftierter zu verstehen, fachliche Perspektiven zu bündeln und gemeinsame Lösungsansätze zu entwickeln.
Ein gelungener Auftakt: Begrüßung und Einführung
Nach dem Ankommen im dock europe e.V. in der fux-Kaserne eröffnete die Landesfachstelle Hamburg den Tag und stellte den fachlichen Rahmen vor.
Hilde Kugler, Leitung Bundesinitiative Netzwerk Kinder von Inhaftierten, setzte anschließend mit ihrem Impulsvortrag „Das Netzwerk Kinder von Inhaftierten – Eine unsichtbare Zielgruppe“ den Ton für den Fachtag. Sie informierte über rechtliche Grundlagen, verdeutlichte welche Auswirkungen eine Inhaftierung auf Familien und insbesondere die Kinder hat und stellte die Arbeit des Netzwerk Kinder von Inhaftierten vor.
Fachliche Inputs: Perspektiven aus Jugendhilfe und Justiz
Im zweiten Vortrag gab Jessika Distelmeyer, Fortschritte Hamburg, wertvolle Einblicke in die bindungssensible Stärkung und Begleitung von Kindern mit inhaftierten Eltern. Sie zeigte auf, wie stabilisierende Beziehungen, Sensibilität im Umgang und kontinuierliche Begleitung den Alltag betroffener Kinder nachhaltig stärken können und was es bedeutet, wenn diese Faktoren bei Kindern mit einem inhaftierten Elternteil auf einmal wegfallen.
Darauf folgten zwei Praxis-Inputs:
- Herausforderungen aus Sicht der Justiz: Einblicke in den Strafvollzug
- Herausforderungen in der Praxis der Jugendhilfe
Diese Perspektiven machten deutlich: Beide Systeme stehen vor ähnlichen Herausforderungen – und profitieren von enger Zusammenarbeit.
Workshops: Vertiefung und Austausch
Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden in drei parallelen Workshops ihre Themen vertiefen:
- „Und was ist mit mir?“ Ein Blick auf die Perspektive der Kinder
Dorit Paetzold, Kinderschutzbund Hamburg, richtete den Fokus auf die Erlebnisse, Bedürfnisse und Belastungen der Kinder und zeigte alltagspraktische Wege, ihre Situation sichtbar zu machen und zu entlasten. - Zwischen Sicherheit und Kinderrechten – Familienorientierung als Schlüssel
Anja Seick, Projektleitung Landeskoordinierungsstelle Netzwerk Kinder von Inhaftierten Berlin, und Joana Walter, Familienprojekt aufGefangen, gaben Einblicke in die Herausforderungen des Vollzugs, in dem Sicherheitsaspekte und Kinderrechte oft miteinander konkurrieren. Darüber hinaus wurden die familienorientierte Angebote innerhalb und außerhalb von Haft aus Berlin vorgestellt. - Zukunftswerkstatt – Was braucht es an familienorientierten Angeboten „drinnen“ und „draußen“?
Lisa Lewin und Fiona Reinke, Landesfachstelle Netzwerk Kinder von Inhaftierten Hamburg, arbeiteten gemeinsam mit den Teilnehmenden an konkreten Ideen für familienorientierte Angebote – sowohl innerhalb der Haftanstalten als auch außerhalb.
Abschluss und Vernetzung
Der Fachtag endete mit einem informellen Austausch bei Kuchen aus Santa Fu – eine Gelegenheit, Gespräche zu vertiefen, Kontakte zu knüpfen und gemeinsam weiterzudenken.
Fazit
Der Fachtag zeigte eindrücklich: Kinder von Inhaftierten brauchen Sichtbarkeit, starke Netzwerke und verlässliche Strukturen. Dafür müssen Jugendhilfe, Justiz und Zivilgesellschaft gemeinsam Verantwortung übernehmen.
Die zahlreichen Impulse und konkreten Ideen des Tages bilden eine wertvolle Grundlage, die Unterstützung für Kinder von Inhaftierten in Hamburg weiterzuentwickeln und nachhaltig zu stärken.

