Fachtag München: „Gemeinsam für die Kinder von Inhaftierten“

Im November fand – imitiert von der Landesfachstelle KvI Bayern – im Bayerischen Staatsministerium der Justiz in München ein Fachtag zum Thema „Gemeinsam für die Kinder von Inhaftierten“ statt. Ziel des Fachtages war es, Fachkräfte aus Justiz, Jugend- und Familienhilfe sowie weiteren relevanten Bereichen zusammenzubringen, um die Situation der betroffenen Kinder in den Blick zu nehmen und gemeinsam weiterzuentwickeln.

Nach der Begrüßung durch den Staatsminister der Justiz, Georg Eisenreich (MdL), eröffnete Michél Murawa mit seinem Fachvortrag „Sichere Bindung als Fundament“ den inhaltlichen Teil des Fachtages. Er beleuchtete eindrucksvoll, wie Kindern trotz der Belastungen, die eine Inhaftierung eines Elternteils mit sich bringt, Stabilität und Bindungssicherheit ermöglicht werden können. Die anschließende Diskussion verdeutlichte den hohen Bedarf an Austausch, Fachwissen und sensibler Einschätzung des Kindeswohls.

Einen Einblick in die Arbeit der 2023 eingerichteten Landesfachstelle Netzwerk KvI Bayern gaben Christiane Paulus und Annika Rausch. Sie berichteten über erste Erfolge in den Modellregionen Nürnberg und Bayreuth, wo neue Unterstützungsangebote aufgebaut und Akteure aus Justiz, Jugend- und Familienhilfe vernetzt werden. Gleichzeitig wurden bestehende Herausforderungen sowie Perspektiven für den weiteren Ausbau familienorientierter Strukturen benannt.

Am Nachmittag boten verschiedene Themeninseln Gelegenheit zum praxisnahen Austausch: von der Rolle der Familienbeauftragten über die Vorstellung, wie das Thema Kinder von Inhaftierten in anderen (Bundes)Ländern bearbeitet wird, hinzu der Frage „Wie sage ich es meinem Kinde?“ und  gelingenden Besuchskonzepten in Justizvollzugsanstalten. Die aktive Teilnahme und die lebhaften Diskussionen machten deutlich, wie wichtig und vielfältig die Fragestellungen sind. Die Teilnehmenden brachten ihre Erfahrungen engagiert ein und zeigten großes Interesse daran, bestehende Angebote weiter zu verbessern und neue Handlungsmöglichkeiten zu erschließen.

Zum Abschluss gab Claudia Kittel von der Monitoring-Stelle UN-Kinderrechtskonvention am Deutschen Institut für Menschenrechte einen Überblick über die kinderrechtlichen Grundlagen. Sie stellte die Rechte betroffener Kinder sowie die staatlichen Verpflichtungen heraus und betonte, wie zentral der Schutz und die Stärkung familiärer Beziehungen im Sinne des Kindeswohls sind.

Der Fachtag zeigte eindrucksvoll, wie bedeutsam eine qualifizierte, vernetzte und kindzentrierte Praxis für Kinder von Inhaftierten ist. Die vielfältigen Impulse der Veranstaltung fließen nun in die Weiterarbeit der Landesfachstelle ein: Mit dem Ziel, die Lebens- und Entwicklungsbedingungen der Kinder nachhaltig zu verbessern.