LFS Bayern: Erfolgsbilanz nach einem Jahr

Landesfachstelle Netzwerk Kinder von Inhaftierten Bayern setzt wichtige Maßstäbe in der Unterstützung betroffener Kinder und Familien

Seit einem Jahr arbeitet die Landesfachstelle (LFS) Netzwerk Kinder von Inhaftierten Bayern daran, Kindern, deren Eltern inhaftiert sind, trotz der schwierigen Situation die bestmögliche Entwicklung zu ermöglichen. Mit der Förderung der Auridis Stiftung und der Unterstützung durch das Bayerische Staatsministerium der Justiz sowie das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales hat die LFS entscheidende Verbesserungen für die betroffenen Familien in Bayern erzielt.

Jährlich erleben rund 14.000 Kinder in Bayern und 100.000 deutschlandweit die Inhaftierung eines Elternteils, was häufig zu psychischen, physischen und sozialen Belastungen führt. Diese Kinder stehen vor besonderen Herausforderungen. Die Inhaftierung wirkt sich auf das gesamte Familiensystem aus und beeinträchtigt die Eltern-Kind-Beziehung.

Bayerns Familienministerin Ulrike Scharf:

„Die Inhaftierung eines Elternteils führt zu besonderen familiären Belastungen. Wir müssen das Wohl der betroffenen Kinder in den Fokus nehmen! In Bayern gibt es für Familien in belastenden Situationen eine Vielzahl an Unterstützungsangeboten, insbesondere durch die 96 Jugendämter und die Erziehungsberatungsstellen an rund 180 Standorten. Ich weiß aber, dass die Inanspruchnahme dieser Angebote den betroffenen Familien oft schwerfällt. Deshalb freue ich mich, dass die neuen Projekte an den Modellstandorten in Nürnberg und Bayreuth so erfolgreich angelaufen sind! Wir wollen den Zugang zu Unterstützungsangeboten von Jugendhilfe und Justiz durch gezielte Information und Beratung einfach und unbürokratisch ermöglichen. Hilfe und Unterstützung müssen auch dort ankommt, wo sie benötigt werden.“

Dazu erklärt Bayerns Justizminister Georg Eisenreich:

„Wenn ein Elternteil im Gefängnis ist, betrifft das auch die Kinder. Zugleich hat die Resozialisierung der Gefangenen neben dem Schutz der Allgemeinheit vor weiteren Straftaten oberste Priorität im bayerischen Vollzug. Die Familie gibt Gefangenen Halt und kann sie auf dem Weg in ein Leben ohne Straftaten unterstützen. Dazu leistet die Landesfachstelle Netzwerk Kinder von Inhaftierten Bayern einen wichtigen Beitrag. Ich danke allen Beteiligten herzlich für Ihr großes Engagement.“

Die LFS setzt sich dafür ein, diesen Kindern trotz der schwierigen Umstände optimale Entwicklungsbedingungen zu bieten und die Achtung ihrer Rechte, wie in der UN-Kinderrechtskonvention festgelegt, zu gewährleisten.

„Kinder, die einen inhaftierten Elternteil haben, gibt es überall dort, wo es Kinder gibt. Wir stehen in ständigem Austausch mit Fachkräften aus dem Bildungs- und Sozialbereich, um die Bedürfnisse dieser Kinder überall zu erkennen und zu adressieren“, erklärt Stefanie Seidel, Referentin der LFS Netzwerk KvI Bayern.

Im vergangenen Jahr hat die LFS eine beeindruckende Resonanz erhalten. Durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit und insgesamt 77 Vorträgen bei zahlreichen Arbeitskreisen, Gremien und Veranstaltungen konnte das Bewusstsein für diese Kinder geschärft werden. Zusätzlich wurden kontinuierlich neue Angebote sowohl innerhalb als auch außerhalb der Justizvollzugsanstalten geschaffen. Die LFS hat in den Modellregionen Nürnberg und Bayreuth 2023 u.a. folgende Angebote initiiert:

„Um Kinder zu unterstützen, muss man die Eltern unterstützen. Eine Inhaftierung wird oft zu einem großen Familiengeheimnis. So groß, dass nicht mal das Kind selbst wissen darf, wo Mama oder Papa ist. All das muss man beachten“, betont Stefanie Seidel. Die Kinder brauchen starke Eltern, die ihre Pflicht gegenüber dem Kind im Rahmen des Möglichen wahrnehmen. Denn auch inhaftierte Eltern bleiben Eltern. Ihre Elternrolle darf während der Haft nicht pausieren, sondern muss gestärkt werden.

Die breite Sensibilisierung der Fachkräfte wird 2024 fortgeführt. „Über die anstaltsinternen Fortbildungen werden wir alle Mitarbeitenden der JVA Nürnberg erreichen und für die Anliegen der Kinder sensibilisieren können“, berichtet Christiane Paulus, Leitung der LFS Netzwerk KvI Bayern.